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Das erste Mal hörte ich als Kind den Begriff IKEBANA. Meine Oma, eine leidenschaftliche Kreuzworträtsellöserin, und ich saßen oft gemeinsam an ihren Rätseln. Eines Tages wurde ich von ihr gefragt: "Japanische Blumensteckkunst mit sieben Buchstaben?" Ich war gespannt. Sie sagte: "IKEBANA!" Das klang schön und ich glaubte es ihr.

26 Jahre später lernte ich meinen Mann kennen. Er nahm mich für ein paar Tage mit in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Er belegte dort einen IKEBANA-Kurs. Einmal schaute ich in den Kursraum. Es wurden Kiefernzweige auf einen mit Nägeln besetzten Gegenstand gesteckt. Wie grausam, die armen Kiefern. Wie langweilig, eine Stunde Arbeit mit drei Zweigen. Die Lehrerin der KIKU-Schule und Schülerin des verstorbenen Meisters und Benediktinermönches Willigis Stöcklein, lernte ich vor Kursende kennen. Sie forderte mich auf, es doch mit einem Kurs zu versuchen. Blumen quälen? Nein danke!

Zwei Jahre später wartete eine "Überraschung" auf mich. Mein Mann hatte mich zu einem IKEBANA-Kurs angemeldet. Widerwillig fuhr ich nach Münsterschwarzach. Der Unterricht begann mit Meditation. Es folgte theoretischer Unterricht. Namen wie SHIN, HIKAE und SOE tauchten auf. NEMOTO und SHOKA. Oben schwer und unten leicht sollte das Gesteck sein. Obendrein wurde die Anforderung an mich gestellt, das "Warten auf günstigen Wind, um den Hafen zu verlassen" darzustellen. Gesteckt würden drei Rosen. Mein Arbeitsplatz war sauber und ordentlich eingerichtet. Auf einer Bambusunterlage stand ein schönes tiefschwarzes Boot vor mir. Daneben lagen eine IKEBANA-Schere und meine eilig mitgezeichnete Skizze. Die Arbeit begann mit der Auswahl der Rosen und des "KENZAN"s.

Und nun geschah ein kleines Wunder: Von dem Moment an, als ich den ersten Schnitt an einer der Rosen vornahm, war ich ganz ins Geschehen abgetaucht, war nur noch in mein Gesteck vertieft. Ringsum verstummten alle Geräusche. Ich machte erste Bekanntschaft mit dem KENZAN, begann die IKEBANA-Schere auszuprobieren, schnitt Blätter und Stiele sorgsam ab, bog die Blumen behutsam in die von mir angestrebten Linien, hatte nur noch Augen und Ohren für meine drei Blumen, mein Gefäß und meine Hände. Als ich an das Beenden meiner Arbeit erinnert wurde, war eine ganze Stunde vergangen. Mein erstes IKEBANA-Gesteck war vollbracht und ich wusste, von nun an hatte mein "DO", mein Weg, begonnen, mein "KADO", mein Blumenweg. Und in mir hatte es anfangen zu schlagen, "HANA NO KOKORO", das Blumenherz.

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